CITYTALK MÜNSTER

Adam Riese liest Anekdoten rund um seinen citywalk
am 4. Mai 2005 im Theater im Pumpenhaus zu Münster

Weitere Kritiken: Münstersche Zeitung
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Siehe auch: www.citywalk.MS

Westfälische Nachrichten, Christian Steinhagen, 07.05.2005

Kopfkino nach Adam Riese

Wer sich schon immer sicher war, dass sich hinter Münsters biederen Paohlbürgern und stolzen Klinkerfassaden einiges an Mysteriösem, Verruchtem und Verrufenem verbirgt, wurde bestätigt. Im vollbesetzten Pumpenhaus demonstrierte Adam Riese Auszüge aus seinem akustischen Citywalk-Begleiter durch Münster, der in CD-Form Lambertis Uhr und Türmer nicht nur zur vollen Stunde ertönen, aber auch das Lied vom Pferdemetzger Schlebusch aus der Kreuzstraße hören lässt.
Das Prinzip der Citywalk-CD ist einfach: Der Produzent läuft mit dem Mikro durch die Stadt und fängt münstertypische Geräusche ein. Die garniert er dann mit den Originalbeitragen einiger Prominenter. Für die Hörer ergibt sich so ein spannendes Kopfkino ein akustischer Stadtrundgang eben. Für seine Hörtheater-Live-Fassung im Pumpenhaus hat Adam Riese ein paar neue Geschichten aufgetan.
Gleich zu Beginn ein tiefer Griff in das Dunkle der Stadtgeschichte. Anno 1536 wurde anstelle des flüchtigen Wiedertäufers Heinrich Krechting dessen Bruder Bernd ohne Feststellung seiner Schuld hingerichtet. Oder die Geschichte eines bösartigen schwarzen Hundes, an dem ein Domherr eine Teufelsaustreibung durch Verprügeln mit dem Rosenkranz vornahm. Spätestens bei der Schilderung der Endszene, in der das Tier plötzlich entschwunden und tagelanger Schwefelgeruch geblieben sein soll, dämmerte dem Zuhörer ein amerikanischer Mediengrundsatz der Vermischung von Dichtung und Wahrheit: Facts plus Fiction ergibt Faction.
Heiterkeit kam auf bei den urkundlich belegten Dienstverfehlungen der Türmer im Laufe der Jahrhunderte, welche die stündlichen Pausenzeiten zu alkoholischen und amourösen Entgleisungen samt Notdurftentsorgung hoch über des Prinzipalmarkts Dächern nutzten. Die Renitenz der Münsteraner gegen realitätsferne preußische Verordnungen brachte Riese anhand des Münsterschen Bierkrieges von 1895 zum Ausdruck, wonach die Kneipenbesucher der frühen Sperrstunde wirksam durch Weiterzechen auf der nach draußen beförderten Kneipenbestuhlung begegneten. Die Obrigkeit reagierte humorfern und gesetzesnah, und das Gefängnis hinterm Rathaus füllte sich mit den Anführern.
Wie Pinkus Müller zu seinem zum Markenzeichen gewordenen Vornamen kam, wusste Adam Riese ganz genau. Es lag an seinen Künsten auf dem Gebiet, das seinem neuen Vornamen phonetisch am nächsten liegt...
Auch zur jüngsten Zeit hat Adam Rieses Citywalk einige Lokalpossen parat. So berichtete Götz Alsmann im Originalton von seiner kurzen Karriere als Buchhändler in jungen Jahren, die Einstürzenden Neubauten waren vor Jahren von 20 Zuhörern auf einer Privatparty derart erfreut, dass sie ihre Gage einzufordern vergaßen.

 


Adam Riese hat neue Münster-Geschichten parat. Foto: -cfs-

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